Doch plötzlich, im Herbst 2019 klagt Anna über Müdigkeit, sie ist blass und oft erkältet. Im Dezember waren die Blutwerte so besorgniserregend, dass der Arzt die Familie sofort in die Klinik schickt. Dort erhielten sie kurz darauf die niederschmetternde Diagnose: Akute lymphatische Leukämie (ALL). „Es war, als würde mir der Boden unter den Fü.en weggezogen werden, ich war kaum noch in der Lage zu sprechen.“, so Annas Mutter. Die ganze Familie stand unter großem Schock. Plötzlich war nichts mehr so wie es war.
Mutter Stefanie und Vater Thomas gaben sich über Wochen nur noch die Klinke in die Hand. Einer von den beiden war mit Anna immer in der Klinik. Die neue Coronasituation tat dazu noch ihr übriges. Das komplette Leben der Großfamilie musste umgekrempelt werden, denn der kleinste Infekt wäre für Anna gefährlich geworden. Annas sechs Geschwister gingen nicht mehr in die Schule, Freunde durften nicht mehr kommen. Alle Pflanzen und Tiere im Haus wurden außer Haus untergebracht. Die Plätze, an denen sich Anna aufhielt, sollten möglichst keimfrei sein. Auch die Essensgewohnheiten wurden entsprechend geändert. Doch die Familie erhielt viel Zuspruch und Unterstützung. Alle wollten Anna Mut machen, über Briefe, Karten, Social Media oder Geschenke. Das bewegte die Familie sehr.
Anna wusste, dass sie sehr krank war. Sie erklärte, dass der Chemo-Kaspar ihre Krebszellen frisst, und wenn der Kaspar seine Brille vergisst, dann frisst er versehentlich ihre Haare, so Anna. Als durch die Chemo keine Haare mehr auf dem Kopf waren, erklärte Anna ihren Kopf zur Glücksglatze, so Mutter Stefanie. „Eigentlich haben wir viel mehr gelitten als sie, wir haben geweint, wir waren oft an unserer Grenze. Wir dachten, wir wissen nicht, wie wir das noch schaffen sollen. Und diese Gefühle hat Anna eher nicht gezeigt.“ 85 Tage kämpft Anna in der Klinik gegen ihre Leukämie, eine Belastung für die ganze Familie. Die stationäre Zeit in der Klinik hat Anna zum Glück hinter sich. „Jetzt in der Erhaltungstherapie ist man wieder mehr alleine. Man findet ein gutes Stück weit zurück in Richtung normales Leben und merkt, dass es nicht so ist und auch nicht so sein wird, wie es vorher war. Unser Leben ist geprägt von der Angst, die Leukämie könnte zurückkommen,“ so Annas Eltern.
Vergangenes Jahr, als Anna gerade in der Chemotherapie um ihr Leben kämpft, schenken ihr ihre Eltern ein Fohlen. „Wir wollten Anna damit zeigen, dass es sich immer lohnt, zu kämpfen“, egal wie schlimm es steht und ihr Mut machen für die Zukunft, so die Mutter. An ihrem 5. Geburtstag, darf Anna, geschützt mit Maske und Gummihandschuhen ihr Pferd nur kurz begrüßen. Zu groß ist die Angst, dass Anna sich anstecken könnte. Ihr Immunsystem ist noch schwach – durch die Chemotherapie. Das heißgeliebte Fohlen Nonni gibt Anna sehr viel Kraft, und die Krankheit konnte der kleinen Patienten die Liebe zu Pferden nicht nehmen.
Die monatliche Kontrolluntersuchung in der Klinik ist für Anna zur Routine geworden, sie sorgt aber auch immer wieder für Ungewissheit. Anna hat viele Ängste entwickelt, vor allem Verlustängste, d.h. sie kann nicht alleine sein. Sie hat auch gelernt, zu verheimlichen, wenn es ihr schlecht geht. „Das ist für uns schwer, denn sie will uns vermutlich schützen,“ so Mutter Stefanie besorgt. Im Dezember 2021 nimmt Anna ihre letzten Tabletten. Die ganze Familie jubelt. Die Werte von Anna sind stabil, auch wenn sie nach wie vor noch infektanfällig ist. Fast ist es so, als hätte die Familie ihre unbeschwerte Anna zurück, die gerne malt, und Pferde über alles liebt und gerne Pläne schmiedet.
Mittlerweile kann Anna einen ganz normalen Alltag leben. Sie ist gesund und hat keinerlei Einschränkungen. „Ganz deutlich merken wir, dass ihre Angst vor einer erneuten Erkrankung immer weniger wird. Sie genießt ihr Leben bewusst und in vollen Zügen. Der Krebs war Teil ihres Lebensweges, das thematisiert sie immer mal, aber das große Glück, das auf das ‚Pech‘ folgte, überwiegt und wird jetzt gelebt. In diesem Jahr haben wir nur noch alle drei Monate einen Kontrolltermin in der Klinik,“ so Mutter Stefanie erleichtert. Ein ganz besonderer Tag war Annas Einschulung im Herbst 2022– Anna liebt es, in die Schule zu gehen. Der große Rückhalt der Großfamilie und der Freunde hilft Anna sehr. Er gibt uns viel Zuversicht und die Sicherheit, dass wir alles schaffen können, so Annas Familie.
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