Fast jedes dritte Kind, das in Deutschland an Krebs erkrankt ist, leidet an einer Leukämie. Der Blutkrebs ist damit, so das Kinderkrebsregister, die häufigste Krebserkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Jeden Tag werden in Deutschland bei ein bis zwei Kindern Leukämie diagnostiziert. Zum heutigen Internationalen Kinderkrebstag ruft die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung deshalb dazu auf, mehr Anstrengungen im Kampf gegen Leukämie zu unternehmen und die Versorgung insbesondere der kleinen Patienten zu verbessern.
Dr. Ulrike Serini, Geschäftsführerin der José Carreras Leukämie-Stiftung: „Die Medizin hat große Fortschritte gemacht – auch dank der großzügigen Unterstützung durch unsere Spenderinnen und Spender, die Forschungsprojekte und die Entwicklung neuer Therapien möglich gemacht haben. Während vor Jahrzehnten die Diagnose Leukämie noch einem Todesurteil gleichkam, überleben heute 80 bis 90 Prozent der jungen Leukämiepatienten. Unser gemeinsames Ziel muss es aber sein, alle Kinder zu retten. Die große Vision unserer Stifters José Carreras ,Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem‘ darf nicht am Geld scheitern.“
Prof. Dr. Markus Metzler, Stellvertretender Direktor der Kinderklinik am Universitätsklinikum Erlangen, warnt, dass die Kinderonkologie in Deutschland unterfinanziert ist. „Das Prinzip der Fallpauschale ist bei der Behandlung von krebskranken Kindern komplett ungeeignet.“ Die Patienten seien, so der Krebsmediziner, zwischen null und 18 Jahren alt und müssten individuell therapiert werden. „In der Kinder-Onkologie deckt eine Pauschale nie richtig den Fall ab. Gerade in der Onkologie gibt es sehr viele komplizierte und schwierige Fälle, die durch die Fallpauschale überhaupt nicht passend abgebildet sind“, so Prof. Metzler. Die Konsequenz der finanziellen Unterdeckung seien Stellenstreichungen und Stellenkürzungen auf Krebsstationen. „Das macht uns mürbe, daran leiden alle, die sich um die jungen Patienten kümmern. Dieser Zustand ist nicht tragbar“, sagt Prof. Metzler, zumal die Kosten für eine angemessene Versorgung von Kindern mit Krebs bei einem Bundesgesundheitshaushalt von rund 430 Milliarden Euro pro Jahr im Promillebereich liegen würden: „Das ist kaum erklärbar, warum man bei der Behandlung von Kindern mit Krebs uns nicht die Finanzierung zugesteht, die notwendig ist, zumal es um relativ wenig Geld geht.“
Auch aus diesem Grund sei die Arbeit der José Carreras Leukämie-Stiftung „enorm wichtig“, so Prof. Metzler: „Die José Carreras Leukämie-Stiftung ist ein verlässlicher Unterstützer und hat bereits viele Steine ins Rollen gebracht, wie die José Carreras Tagesklinik an unserer Kinderklinik, die ohne die initiale Förderzusage der Stiftung sonst wahrscheinlich nie realisiert worden wäre. Damit haben wir die Versorgung der jungen Patienten in der Region deutlich verbessern können.“
Seit über 25 Jahren fördert die José Carreras Leukämie-Stiftung aber nicht nur die Forschung, sondern unterstützt auch Sozialprojekte, um die betroffenen Familien zu entlasten. So warnt eine aktuelle Studie der Weltgesundheitsorganisation zum diesjährigen Internationalen Kinderkrebstag, dass die Krebserkrankung eines Kindes auch oft die Familie vor existenziellen Problemen stellt und zu finanziellen Schwierigkeiten oder zu körperlichen und seelischen Erkrankungen der Eltern führen kann.
„Wir wissen aus den vielen Kontakt zu betroffenen Familien, was für eine enorme Belastung die Leukämieerkrankung eines Kindes auch für die Eltern, Großeltern und Geschwister bedeutet. Wir haben deshalb mehrere Hilfsprogramme gestartet und danken unseren Spenderinnen und Spendern, dass sie uns bei diesem wichtigen Anliegen unterstützen. Jeder Euro rettet Leben und lindert Leid.“, so Dr. Ulrike Serini.
Das Video-Interview mit Prof. Dr. Markus Metzler sehen Sie hier:
https://youtu.be/giJfgiQ3b8A