Jahresrückblick 2024
Das Jahr 2024 war für die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung von bedeutenden Fortschritten und bewegenden Momenten geprägt. Dank der großzügigen Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender
Verpassen Sie nicht das Videointerview am Ende der Seite.
Die Laudatio bei der Preisverleihung hielt Prof. Dr. Julia Hauer, Chefärztin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der München Klinik und des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München. Prof. Hauer ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der José Carreras Leukämie-Stiftung, der Jury des José Carreras Leukemia Clinical Research Awards.
Prof. Dr. Julia Hauer: „Dr. Jayavelu hat eine herausragende Forschungsarbeit vorgelegt, die von zentraler Wichtigkeit auf dem AML-Feld ist. Konkret konnte er die AML neu sub-klassifizieren. Die von ihm neu definierte Gruppe Mito AML zeigt zum Beispiel eine hohe Empfindlichkeit auf die kürzlich zugelassene Therapie mit BCL-2-Inhibitoren. Insofern können seine Forschungsergebnisse klinikrelevant sein und bald in die Therapie miteinfließen. Dr. Jayavelu ist somit ein ausgezeichneter und würdiger Preisträger des ersten José Carreras Leukemia Clinical Research Awards.“
Den José Carreras Leukemia Clinical Research Award erhält Dr. Jayavelu für seine Forschungsarbeit, die er und seine Kollegen 2022 in der Fachzeitschrift Cancer Cell unter dem Titel „The proteogenomic subtypes of acute myeloid leukemia“ (Die proteogenomischen Subtypen der akuten myeloischen Leukämie) veröffentlicht haben (erschienen in: Cancer Cell, 14. März 2022, Seite 301 bis 317).
Die Medikamentenresistenz bei Krebs ist nach wie vor einer der wichtigsten limitierenden Faktoren für die Heilung und ein großes Hindernis für das Überleben der Patienten. Dieses Problem wird durch seine vielschichtige Natur noch verschärft: Intrinsische und extrinsische Umweltfaktoren der Krebszellen führen zu einem vielfältigen Spektrum von Reaktionen auf die Therapie. Das Verständnis dieser Faktoren ist entscheidend für die Verbesserung der therapeutischen Wirksamkeit.
Dr. Ashok Kumar Jayavelu
Der aus Indien stammende Naturwissenschaftler forscht seit 2011 in Deutschland, hat 2015 in Jena in molekularer Medizin promoviert und war von 2016 bis 2021 am Max-Planck-Institut für Biochemie in München-Martinsried im Team von Prof. Matthias Mann, dem Mitbegründer des Fachgebiets der Proteomik und einem der führenden Forscher auf diesem Feld.
Die Proteomik beschäftigt sich mit der Identifizierung und Quantifizierung der Gesamtheit der Proteine in verschiedenen Zuständen einer Zelle. Da die Proteine die Funktionsträger der Zelle sind, kann die Proteomics sehr breit in der Biologie und in der Medizin eingesetzt werden. Im Zentrum steht die Massenspektrometrie, die neue Einblicke in bekannte Krankheiten liefert und zukünftig auch in der Diagnostik angewendet werden soll.
Seit Juni 2021 ist Dr. Jayavelu am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg tätig und leitet am dortigen KiTZ Hopp-Kindertumorzentrum eine Forschungsgruppe, die sich dem Thema „Proteomik und Krebszellsignalisierung“ widmet, um bessere Therapien insbesondere für junge Patienten gegen Leukämie zu entwickeln.
Unten finden Sie ein Video-Statement von Dr. Ashok Kumar Jayavelu zu seinem Forschungsgebiet und dem José Carreras Clinical Research Award. Das Interview wurde im Rahmen des Fachkongresses „Acute Leukemias XVIII – Biology and Treatment Strategies“ im Klinikum Großhadern in München am 21. März 2023 aufgenommen. Schalten Sie die Untertitel ein, um das Interview auf Englisch oder Deutsch zu verfolgen.
„Wir sind stolz, dass wir mit Dr. Jayavelu einen ausgezeichneten Wissenschaftler als ersten Preisträger mit dem José Carreras Clinical Research Award auszeichnen können. Die Forschungsergebnisse von Dr. Jayavelu und seinem Team sind von hoher klinischer Relevanz und zeigen, wie komplex der Kampf gegen Leukämie ist. Anhand dieser erfolgreichen Ansätze wird erneut deutlich, warum es so wichtig ist, die Leukämie-Forschung weiter zu intensivieren. Nur so wird es gelingen, neue Therapien bei der Bekämpfung von Leukämien zu entwickeln und noch mehr Patienten ein neues Leben zu schenken“, so Dr. Ulrike Serini, Geschäftsführerin der José Carreras Leukämie-Stiftung.
Akute myeloische Leukämie (AML) ist ein aggressiver Blutkrebs mit einer schlechten Prognose. Wir berichten über eine umfassende proteogenomische Analyse von Knochenmarksbiopsien von 252 einheitlich behandelten AML-Patienten, um die molekulare Pathophysiologie der AML aufzuklären und so Informationen für zukünftige diagnostische und therapeutische Ansätze zu gewinnen. Neben einer eingehenden quantitativen Proteomik umfasst unsere Analyse auch zytogenetische Profilerstellung und DNA/RNA-Sequenzierung. Wir identifizieren fünf proteomische AML-Subtypen, die jeweils spezifische biologische Merkmale über genomische Grenzen hinweg widerspiegeln. Zwei dieser Proteom-Subtypen korrelieren mit dem Ergebnis der Patienten, aber keiner ist ausschließlich mit bestimmten genomischen Aberrationen verbunden. Bemerkenswerterweise ist ein Subtyp (Mito-AML), der nur im Proteom erfasst wird, durch eine hohe Expression mitochondrialer Proteine gekennzeichnet und führt zu einem schlechten Behandlungsergebnis mit einer geringeren Remissionsrate und einer kürzeren Gesamtüberlebenszeit bei intensiver Induktionschemotherapie. Funktionelle Analysen zeigen, dass die Mito-AML metabolisch auf eine stärkere Komplex-I-abhängige Atmung ausgerichtet ist und besser auf eine Behandlung mit dem BCL2-Inhibitor Venetoclax anspricht.
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Prof. Dr. Andreas Neubauer zum Weltkrebsforschungstag am 24. September: „Die Leukämie-Forschung ist immer ein Paradigma für die gesamte Krebsforschung.“