Kinderkrebstag 2024

Zum Internationalen Kinderkrebstages am 15. Februar fordert Prof. Rössig weitere Forschungsanstrengungen, um bessere Therapien entwickeln zu können: „Die aktuelle Krebstherapie bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, ist im Grunde unzumutbar”.

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Kinderkrebstag 2024, Interview Expertin
Zum Internationalen Kinderkrebstages am 15. Februar fordert Prof. Rössig weitere Forschungsanstrengungen, um bessere Therapien entwickeln zu können: „Die aktuelle Krebstherapie bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, ist im Grunde unzumutbar".

Obwohl Krebs im Kindes- und Jugendalter eine seltene Erkrankung ist, erkranken nach Angaben des Deutschen Kinderkrebsregisters in Deutschland jährlich mehr als 2.000 Kinder neu an Krebs. Darunter ist Blutkrebs mit fast 50 Prozent die häufigste Diagnose (Leukämien 29,7 Prozent, Lymphome 15,3 Prozent). Die José Carreras Leukämie-Stiftung fördert seit 1995 Projekte auf dem Gebiet der Leukämien und verwandter bösartiger Blut- und Knochenmarkserkrankungen, insbesondere im Bereich der Forschung.

 

Interview mit Prof. Dr. Claudia Rössig

Am Ende der Seite finden Sie das komplette Interview als Video.

Prof. Dr. Claudia Rössig ist Ärztin mit Leib und Seele. Seit 2015 leitet die mehrfach ausgezeichnete Fachärztin als Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin – Pädiatrische Hämatologie und Onkologie am Universitätsklinikum Münster eines der größten kinderonkologischen und kinderhämatologischen Zentren in Deutschland. Außerdem engagiert sich Prof. Rössig als Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der José Carreras Leukämie-Stiftung für Erforschung von Leukämien und anderen schweren Blut- und Knochenmarkserkrankungen.

Zum Internationalen Kinderkrebstages am 15. Februar fordert Prof. Rössig weitere Forschungsanstrengungen, um bessere Therapien entwickeln zu können: „Die aktuelle Krebstherapie bei Kindern, aber auch bei Erwachsenen, ist im Grunde unzumutbar. Die heutige Krebstherapie beruht auf dem Prinzip, dass alle Zellen im menschlichen Körper, die sich schnell teilen, vernichtet werden. Keine Zelle teilt sich so schnell wie eine Krebszelle, aber durch die herkömmlichen Therapien wird insbesondere bei Kindern ein immenser Flurschaden angerichtet.“

 

„Wir wollen weg vom Schrotschuss Chemotherapie“

So werde durch die Chemotherapie oft die Blutbildung beeinträchtigt. Die Patienten hätten über einen längeren Zeitraum keine Abwehrkräfte und könnten sich nicht gegen Infektionen wehren. In vielen Fällen würden insbesondere die Schleimhäute zerstört. „Man kann es wirklich kaum ertragen“, sagt Prof. Rössig, obwohl „ohne Frage diese Form der Therapie sehr erfolgreich bei der Zerstörung der Krebszellen“ sei. Die Klinikdirektorin: „Viele Kinder und Jugendliche heilen wir zwar mit dieser Therapie, aber die Nebenwirkungen sind eine schwere Belastung für die jungen Patienten. Es kommt häufig zu Spätfolgen, zum Beispiel, dass Kinder einen Hörschaden erleiden oder nicht gut wachsen. Meistens haben die Kinder irgendeinen messbaren Schaden, insbesondere nach einer Knochenmarkstransplantation. Wir suchen deshalb nach Alternativen, die zum einen wirksam sind, also die Krebszellen vernichten, aber vor allem diese schwerwiegenden Spätfolgen nicht verursachen. Wir wollen die Kinder nicht nur gesund machen, sondern auch die Qualität des Überlebens verbessern.“

 

Fakten zum Kinderkrebstag
Kinderkrebstag am 15. Februar

Wir wollen die Kinder nicht nur gesund machen, sondern auch die Qualität des Überlebens verbessern

Alternativen gesucht

Derzeit leitet Prof. Rössig eine Arbeitsgruppe und forscht gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen an den Universitäten in Erlangen, Hannover und Regensburg an neuen CAR-T-Zellen-Therapien. Ziel ist die Entwicklung hochwirksamer, spezialisierter Immunzellen, die Leukämie- und Tumorzellen erkennen und gezielt abtöten. Dazu werden T-Zellen oder Natürliche Killerzellen, die sogenannten NK-Zellen, des Patienten oder eines gesunden Spenders durch genetische Veränderung mit Rezeptoren ausgestattet, die eine Erkennung von Tumorzellen über Oberflächenmerkmale ermöglichen. Diese Rezeptoren werden CARs genannt, „chimeric antigen receptors“. „Wir arbeiten sehr intensiv und werden noch in diesem Frühjahr mit einer klinischen Studie starten“, so Prof. Rössig.

Die Therapie der Zukunft

Neben der Immuntherapie sei es außerdem wichtig, den krebsauslösenden Mechanismus besser zu verstehen. „Wir müssen die Achillesferse der Krebszelle finden, um wirksame Therapien zu entwickeln. Wir wollen weg vom Schrotschuss Chemotherapie. Die Therapie der Zukunft wird eine Kombination aus Chemotherapie, Immuntherapie und eben dieser ,Achillesfersen-Therapie‘ sein, die den Krebs nachhaltig bekämpft, aber möglichst wenige Nebenwirkungen auslöst. Deshalb ist Forschung so wichtig. Und die Arbeit der José Carreras Leukämie-Stiftung, deren Spenderinnen und Spender uns in der Forschung unterstützen.“

 

Mutmacher Benni

Bei der 29. José Carreras Gala im vergangenen Dezember wurde die Geschichte von Benni aus Münster in einem Film vorgestellt. Prof. Dr. Claudia Rössig sprach darin auch über die Notwendigkeit, Therapien mit weniger Nebenwirkungen zu finden: Bei Benni waren die Schmerzen so stark, dass er mit extrem starken Schmerzmitteln, Opiaten, behandelt werden musste. Heute geht es Benni glücklicherweise gut – seine Geschichte haben wir für Sie auf unserer Seite “Mutmacher” vorgestellt.

Weitere Informationen

  • Unten finden Sie das komplette Videointerview mit Prof. Dr. Claudia Rössig zum Kinderkrebstag 2024.
  • Kinderkrebstag 2023: Interview mit Prof. Dr. med. Markus Metzler
    Stellvertretender Direktor, Leitender Oberarzt und Abteilungsleiter der Onkologie und Hämatologie der Kinderklinik am Universitätsklinikum Erlangen. Prof. Metzler berichtet im Interview über die aktuellen Zahlen und Heilungschancen der Krebsdiagnosen bei Kinder und Jugendlichen und über die Entwicklung der Behandlungsmöglichkeiten und Erfolge in den letzten Jahrzehnten. I Siehe den Blogbeitrag zum Kinderkrebstag 2023
  • Kinderkrebstag 2022: Interview mit Prof. Dr. Julia Hauer
    Leitet als Chefärztin und Direktorin das gemeinsame Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der München Klinik Schwabing und des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München. Die Expertin forscht mit ihrem Münchner Team, um präventive Maßnahmen zu entdecken, die Kinder vor einer Leukämieerkrankung schützen könnten. Im Interview spricht sie über den aktuellen Stand dieser Forschung und wann deren Ergebnisse Bedeutung für den klinischen Alltag haben können. I Siehe den Blogbeitrag zum Kinderkrebstag 2022

Soziale Projekte

Ein besonderes Anliegen der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung ist die Verbesserung der psychosozialen Versorgung und der persönlichen Betreuung der Patient:innen und ihrer Angehörigen. Eine besondere Rolle für Kinder spielen z.B. Angehörigenwohnungen in Kliniknähe oder Sommercamps in denen sie mit ihren Geschwistern bzw. Eltern ein paar schöne Tage verbringen können. Weitere Informationen und Beispiele finden Sie auf unserer Seite “Förderbereiche“.

Forschung braucht Geld

Nur durch die großzügige und treue Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender konnte die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung bereits viele Forschungsprojekte finanzieren. Neben den klassischen Spenden gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, den Kampf gegen Leukämie und andere bösartige Blut- und Knochenmarkerkrankungen zu unterstützen. Einige Möglichkeiten finden Sie unter “Spendenmöglichkeiten“. Wir sagen Danke!

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