Experte zum Weltkrebsforschungstag

Prof. Dr. Andreas Neubauer zum Weltkrebsforschungstag am 24. September: „Die Leukämie-Forschung ist immer ein Paradigma für die gesamte Krebsforschung.“

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Forschungsprojekte Heidelberg
Prof. Dr. Andreas Neubauer zum Weltkrebsforschungstag am 24. September: „Die Leukämie-Forschung ist immer ein Paradigma für die gesamte Krebsforschung.“

Der Weltkrebsforschungstag, der jedes Jahr am 24. September begangen wird, steht im Zeichen der weltweiten Bemühungen, Fortschritte in der Krebsforschung zu fördern. Ziel dieses Tages ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung von wissenschaftlichen Studien und Innovationen im Kampf gegen Krebs zu schärfen und das internationale Engagement zu stärken. Zu diesem Anlass haben wir am Weltkrebsforschungstag 2024 Experten Prof. Dr. Andreas Neubauer –Mitglied unseres Vorstands und unseres Wissenschaftlichen Beirats und einer der renommiertesten Leukämie-Forscher in Deutschland- interviewt. Das Videointerview finden Sie am Ende dieser Seite.

Über die Entwicklung der Forschung

Prof. Neubauer: Von solchen Fortschritten hätte ich vor dreißig Jahre nicht zu träumen gewagt. Die heutige Behandlung von Leukämie-Patienten ist mit der in den 1990er Jahren nicht vergleichbar. Und viele neue Therapieansätze, die in der Leukämie-Forschung entwickelt wurden, werden heute auch bei der Behandlung anderer Krebsarten erfolgreich eingesetzt.

Im Vergleich zu den 1990er Jahren sind die heutigen Therapien nicht mehr wiederzuerkennen. (…) Auch zu diesen Erfolgen haben die José Carreras Leukämie-Stiftung und ihre vielen Unterstützerinnen und Unterstützer maßgeblich beigetragen

Konkrete Beispiele

Prof. Neubauer: Bei der Akuten Promyelozytenleukämie (APL) haben wir damals zwischen 80 und 90 Prozent der Patienten bereits während der Chemotherapie wegen schwerer Gerinnungskomplikationen verloren. Dank medizinischer Forschung brauchen viele APL-Patienten heute noch nicht einmal eine zytostatische Chemotherapie, sondern werden in 95 bis 99 Prozent der Fälle mit einem Vitamin A-Abkömmling und Arsen medikamentös geheilt.

Auch bei der Chronischen Myeloischen Leukämie (CML). Anfang der 1990er Jahre mussten wir CML-Patienten möglichst schnell transplantieren, da ohne diesen Eingriff die mittlere Lebenserwartung nur vier bis viereinhalb Jahre betrug. Aber auch nach einer Transplantation verstarben damals immer noch viele Patienten oder litten lebenslang unter Abstoßungsreaktionen. Heute haben CML-Patienten in der Regel eine völlig normale Lebenserwartung und müssen nur eine Tablette am Tag einnehmen. Einige Patienten konnten mittlerweile diese Medikation sogar komplett absetzen.

Über den Nutzen für andere Krebspatienten

Prof. Neubauer: Von diesen neuen Therapieansätzen profitieren auch andere Krebspatienten. Die Leukämie-Forschung war immer ein Paradigma für die gesamte Krebsforschung. Das gilt weltweit. Zum Beispiel haben wir in der Leukämieforschung als erste verstanden, dass bestimmte Viren Krebs auslösen können. Diese Krebsviren sind ein Spiegel unseres eigenen Genoms. Ähnlich der für Leukämie entwickelten Kinasehemmstoffe, werden jetzt auch bei Lungenkrebs solche verwandten Substanzen erfolgreich einsetzt. Der aktuelle Paradigmenwechsel ist jetzt die Immuntherapie, die ebenfalls in der Leukämieforschung vorangetrieben wurde.

Zukunftsaussichten

Prof. Neubauer: Ich glaube nicht, dass es jemals eine Zeit ohne Krebs geben wird – und sollte, was vielleicht zynisch klingt. Der Mensch hat das variabelste Genom aller Lebewesen, die wir kennen. Das Gute daran ist unsere Anpassungsfähigkeit. Der Preis für diese hochvariable Genom ist leider der Krebs. Meine Vision ist, dass wir die Leukämien schneller feststellen und dass die Genom-Typisierung zeitnah stattfindet, damit jeder Patient seine individuelle Therapie erhält. Auf diesem Weg sind wir in den vergangenen Jahrzehnten entscheidende Schritte vorangekommen. Und in diese Richtung laufen wir weiter.

Wir sagen Danke!

Eine einzige Therapieform werde aber dennoch nicht ausreichen, um die große Vision von José Carreras „Leukämie muss heilbar werden. Immer und bei jedem“ umzusetzen. „Wir brauchen ein ganzes Mosaik. Wir müssen noch ganz viel lernen“, sagt Prof. Neubauer. Deshalb danken wir Allen, die die Projektförderung der Stiftung seit 1995 durch ihre Spenden und/oder ihr Engagement unterstützen und unterstützt haben!

 

 


 

Prof. Dr. Andreas Neubauer war langjährige Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Immunologie am Universitätsklinikum Marburg und ist aktuell stellv. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), sowie Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Seit seiner Emeritierung im Mai dieses Jahres leitet er als Senior-Professor das Zentrum für Personalisierte Medizin am Universitätsklinikum Marburg und widmet sich dabei intensiv der Forschung.

Mehr über unsere Projektförderung

Die Arbeit der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung im Kampf gegen Leukämie fußt auf den drei Säulen Forschungsförderung, Verbesserung der Behandlungs- und Forschungseinrichtungen sowie Unterstützung von psychosozialen Angebote. Weitere Informationen finden Sie unter Projektförderung.

💙 Danke für Ihre Unterstützung!

Wenn auch Sie im Kampf gegen Leukämie und anderen bösartigen verwandten Blut- und Knochenmarkerkrankungen mitmachen möchten, können Sie dies auf verschiedenste Art und Weise tun. Alle Möglichkeiten zum Helfen finden Sie hier.

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