Kinderkrebstag: Interview mit einem Experten

Fast jedes zweite Kind, das in Deutschland an Krebs erkrankt ist, leidet an einer Bluterkrankung (Leukämie oder Lymphom). Der Blutkrebs ist damit, so das Kinderkrebsregister, die häufigste Krebserkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Zum Internationalen Kinderkrebstag am 15. Februar ruft die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung (DJCLS) deshalb dazu auf, mehr Anstrengungen im Kampf gegen Leukämie und verwandte Blutkrankheiten zu unternehmen und die Versorgung insbesondere der kleinen Patienten zu verbessern. Im Interview: Experte Prof. Dr. med. Markus Metzler.

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Kinderkrebstag - Interview Experte Prof. Metzler
Kinderkrebs - Heilungschancen, Entwicklungen und eine Warnung: die Kinderonkologie in Deutschland sei unterfinanziert.

Im Interview sprechen wir mit Prof. Dr. med. Markus Metzler, Stellvertretender Direktor, Leitender Oberarzt und Abteilungsleiter der Onkologie und Hämatologie der Kinderklinik am Universitätsklinikum Erlangen.

Prof. Metzler berichtet über die aktuellen Zahlen und Heilungschancen der Krebsdiagnosen bei Kinder und Jugendlichen und über die Entwicklung der Behandlungsmöglichkeiten und Erfolge in den letzten Jahrzehnten. Unter anderem sei eine erbliche Veranlagung als mögliche Ursache für Krebs bei Kindern und Jugendlichen ein wichtiges und vielversprechendes Forschungsfeld. Daraus könnten Schlüsse über das Risiko eines schweren Verlaufs oder Rückfalls gezogen und dadurch Therapie besser geplant werden.

Auch warnt Prof. Dr. Markus Metzler, dass die Kinderonkologie in Deutschland unterfinanziert ist. „Das Prinzip der Fallpauschale ist bei der Behandlung von krebskranken Kindern komplett ungeeignet.“ Die Patienten seien, so der Krebsmediziner, zwischen null und 18 Jahren alt und müssten individuell therapiert werden. „In der Kinder-Onkologie deckt eine Pauschale nie richtig den Fall ab. Gerade in der Onkologie gibt es sehr viele komplizierte und schwierige Fälle, die durch die Fallpauschale überhaupt nicht passend abgebildet sind“, so Prof. Metzler.

Die Konsequenz der finanziellen Unterdeckung seien Stellenstreichungen und Stellenkürzungen auf Krebsstationen. „Das macht uns mürbe, darunter leiden alle, die sich um die jungen Patienten kümmern. Dieser Zustand ist nicht tragbar“, sagt Prof. Metzler, zumal die Kosten für eine angemessene Versorgung von Kindern mit Krebs bei einem Bundesgesundheitshaushalt von rund 430 Milliarden Euro pro Jahr im Promillebereich liegen würden: „Das ist kaum erklärbar, warum man bei der Behandlung von Kindern mit Krebs uns nicht die Finanzierung zugesteht, die notwendig ist, zumal es um relativ wenig Geld geht.“

Auch aus diesem Grund sei die Arbeit der DJCLS „enorm wichtig“, so Prof. Metzler: „Die DJCLS ist ein verlässlicher Unterstützer und hat bereits viele Steine ins Rollen gebracht, wie die José Carreras Tagesklinik an unserer Kinderklinik, die ohne die initiale Förderzusage der Stiftung sonst wahrscheinlich nie realisiert worden wäre. Damit haben wir die Versorgung der jungen Patienten in der Region deutlich verbessern können.“

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