Nils und seine Freundin Carina stehen voll im Leben. Mit Tochter Luisa ist ihr gemeinsames Glück perfekt, und die Familie schmiedet eifrig Zukunftspläne. Über mehrere Wochen hinweg fühlt sich Nils sehr müde, kurzatmig und träge. Diesen Erschöpfungszustand führt er auf Überarbeitung zurück, beschließt aber doch, zum Arzt zu gehen. Seine Vermutung hat sich leider nicht bestätigt, denn es kam am 9. März 2021 ein niederschmetternder Anruf nach der Blutbildkontrolle. „Sie müssen sofort in die Uniklinik nach Leipzig, dort wartet man schon auf Sie“, so seine Hausärztin nachdrücklich. Mit einem gepackten Rucksack und Tränen in den Augen verabschiedete sich Nils von Carina und seiner 3-jährigen Tochter. Was war passiert?
Nils erhielt die Diagnose Akute Myeloische Leukämie (AML). Es trifft ihn wie ein Donnerschlag. Vollkommen geschockt muss die Familie die Wucht dieser Nachricht verkraften und diesen Schicksalsschlag begreifen. Was passiert mit meiner Freundin? Wir wollten doch heiraten. Werde ich meine Tochter aufwachsen sehen? Viele Fragen und panische Angst, vor der großen Ungewissheit plagen Nils. Währenddessen starten die Ärzte sofort die Behandlung mit der Chemotherapie kombiniert mit Antikörpertherapie. Das Blutsystem regenerierte sich jedoch nicht, so dass bald klar war – nur eine Stammzelltransplantation kann sein Leben retten. Die Suche nach einem passenden Spender begann sofort. Nils konnte sein Glück kaum fassen und war überwältigt, als er die gute Nachricht erhielt: „Sie haben einen Lebensretter“ – „Mein Held war gefunden und damit ein Hoffnungsschimmer und die Chance auf ein zweites Leben.“
Durch Corona und dem Besuchsverbot fühlte sich Nils oft sehr einsam. Nachdem der Termin für die Transplantation feststand (24.06.2021), hatte Nils nur noch einen Wunsch: „Ich möchte vor dem riskanten Vorhaben meine Tochter und Familie nochmal sehen.“ Endlich, nach so vielen Wochen im Klinikum, durfte er für ein Wochenende nach Hause und mit seiner Familie zusammen sein. Das gab ihm Kraft. Als er wieder zurück im Krankenhaus war, starteten die Vorbereitungen der Transplantation, für Nils ein Höllenritt, denn er hatte mit vielen und starken Nebenwirkungen zu kämpfen. Ende Juli wurde Nils entlassen, mit neu angewachsenen Spenderzellen und einem Körper, der gefühlt um vieles älter war als bisher. „Selbst meine damals 15 Kilo schwere Tochter konnte ich nicht mehr auf den Arm nehmen. Daher stand mein Ziel fest, wieder der Alte zu werden.“
„Meine Freunde und Verwandten haben alles richtig gemacht, sie haben mich an meine Träume und Ziele erinnert, daher blieb keine Zeit, um Schwäche zu zeigen, sondern an jedem Tag Vollgas zu geben. Dafür bin ich sehr dankbar. Schmerzen von oben bis unten, und ein geschundener Körper haben mich nicht aufgehalten. Da der Weg, das Ziel ist, hilft mir also kein Jammern, einfach jeden Tag aufs Neue den Schmerzen trotzen. Ich möchte mein normales Leben wieder haben, unser Haus fertig bauen, endlich meine Frau heiraten, ein toller Papa, Sohn und Ehemann sein.“
„Heute geht es mir blendend (abgesehen davon das ich im gefühlten und schmerzenden Körper eines 60jährigen feststecke). Ich habe am 19.04.2023 geheiratet, der Hausbau geht voran und ich stehe wieder voll im Berufsleben, ich lebe jeden Tag intensiv. Ich genieße die Zeit, um auf der Couch zu entspannen, unserer Tochter die Welt zu zeigen, mit meiner Frau zusammen unsere Träume zu verwirklichen, mit meinem Papa unser Haus zu bauen, mit meiner Mama entspannt einen Latte Macchiato im Garten zu trinken – einfach ein ganz normales erfülltes Familienleben zu führen. Um sicher zu gehen, dass alles so gut bleibt wie bisher, gibt es regelmäßig Blutbild-Kontrollen und schmerzhafte Knochenmarkpunktionen.“
„Die Erfahrung zu machen, wie nah sich Angst und Freude manchmal stehen, ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Egal ob der Körper schmerzt, damit zu leben ist es wert, wenn ich dabei in die strahlenden Augen unserer Tochter und meiner Frau schauen kann. Ich habe meine Prioritäten neu gesetzt, wir genießen einfach unsere gemeinsame Zeit viel bewusster und intensiver. Durch diese Erkrankung wird einem klar, dass es nur Leben oder Tod gibt, dazwischen will ich nicht sein. Wenn es machbar ist, leben wir unser Leben nur für den Augenblick, um uns neue Erinnerungen zu schaffen“, so der heute 36-jährige Nils.
Die Erfahrung zu machen, wie nah sich Angst und Freude manchmal stehen, ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Egal ob der Körper schmerzt, damit zu leben ist es wert, wenn ich dabei in die strahlenden Augen unserer Tochter und meiner Frau schauen kann.
Nils
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